Home | | Blutige Spuren
Zu Produktinformationen springen
1 von 1

Frank Sprank

Blutige Spuren

Blutige Spuren

Der Winter, der die Eifel in den ersten Tagen des Jahres 1979 heimsucht, ist einer der härtesten seit langer Zeit. Und während die Landschaft in weißen Schneemassen versinkt, taucht in der Nordeifel eine grausam entstellte Männerleiche auf. Die zuständigen Ermittler Kurt Geringer und Guido Kramer aus dem Aachener Polizeikommissariat stehen vor einem Rätsel: Der Tote weist Wundmale auf, die auf ein in der Gegend seit über einhundert Jahren ausgerottetes Raubtier hindeuten. Als eine zweite Leiche in der Nähe des Eifelorts Vossenack gefunden wird, überschlagen sich die Ereignisse.

Seiten: 212

Frank Sprank

ISBN:978-3-96123-096-9

Seiten: 212

Normaler Preis €15,00 EUR
Normaler Preis Verkaufspreis €15,00 EUR
Sale Ausverkauft
inkl. MwSt.
Ausgabe
Vollständige Details anzeigen

Frank Sprank

Frank Sprank ist gebürtiger Aachener und arbeitet als Key Account Manager für ein Verlagskonsortium in der Zeitschriftenbranche. Er hat bereits mehrere Krimis mit regionalem Touch im Self-Publishing veröffentlicht.

Leseprobe

FEBRUAR 1979, MOORGEBIET DER NORDEIFEL
Der einsame Wanderer irrte durch das schneebedeckte Moorgebiet der Nordeifel. Vor ihm erstreckte sich ein schier endlos weißer Teppich. Der Mann atmete dünne Wölkchen aus. Der tiefe Schnee knirschte unter seinen schweren Stiefeln. Seine Augen irrten nervös umher und er versuchte sich zu orientieren, doch am Horizont zeichnete sich nur eine endlose, weiße Linie ab, die lediglich durch vereinzelte Birkenreihen unterbrochen wurde. Er stoppte und starrte in den weißgrauen, dichten Himmel. Schneeflocken sammelten sich auf seinen Schultern, seine Wangen waren eiskalt und ein scharfer Wind traf sein Gesicht. Langsam begann sich die Dunkelheit wie ein unheilvoller Schatten über die Landschaft zu legen. Der Wanderer fluchte laut vor sich hin. Er wusste, dass er einen schweren Fehler begangen hatte, als er die Holzstege verlassen hatte, die sich geradlinig durch das Moor schnitten. Seine Annahme, den Weg dadurch abzukürzen, hatte sich als Trugschluss erwiesen. Die mahnenden Schilder, die die Wanderer in dem weitläufigen Moorgebiet warnten, die Holzüberwege nicht zu verlassen, hatte er achtlos ignoriert. Dieser Leichtsinn sollte ihn jetzt teuer zu stehen kommen.
Fieberhaft riss er seinen Kopf hin und her, doch so sehr er sich auch anstrengte, konnte er die rettenden Stege nirgends wiederentdecken. Sein Herz pochte wild. Ihm wurde schmerzlich bewusst, dass er in der Dunkelheit kaum eine Chance hatte, aus diesem Moorgebiet herauszufinden. Seine Hände waren taub und die Finger kribbelten, als würden unzählige Nadelstiche ihn peinigen. Die Kälte kroch seinen Körper empor und ließ ihn unkontrolliert zittern. Der schauerliche Gedanke, in dieser Schneewüste zu erfrieren, raubte ihm fast den Atem. Panik überkam den Mann, als er versuchte, die auf keimende Verzweiflung unter Kontrolle zu halten. Abermals richtete er seinen Blick in das Weiß vor ihm, doch die Dämmerung schritt unauf haltsam über den menschenleeren Landstrich voran und raubte dem Tag das Licht. Der Wanderer jammerte weinerlich. Was soll ich tun? Was kann ich tun?
Er wischte sich die kalten Tränen von den Wangen und stapfte ohne Ziel und Orientierung immer weiter durch den tiefen Schnee. Als er schließlich eine Hochebene erreicht hatte, stoppte er und beugte erschöpft den Oberköper zu seinen Knien. Er war völlig ausgelaugt, trotz der eisigen Kälte schwitzte er unter seiner Winterjacke. Schweiß rann seinen Rücken herunter, sodass sein Unterhemd an der Haut klebte. Er atmete wild ein und aus. Die eisige Luft stach in seine Lungen. Für einige Minuten verharrte er in der gebückten Haltung, während sich in seinen Gedanken Hoffnungslosigkeit manifestierte. Ich werde hier draußen erfrieren. Niemand wird mich in diesem gottverlassenen Landstrich retten. Niemand weiß, dass ich überhaupt hier bin.
Erneut warf er seinen Blick nach rechts und nach links. Die Finsternis hatte die weiße Landschaft mittlerweile fast vollständig eingehüllt. Dem Wanderer bot sich nur noch wenige Meter vor ihm ein Sichtfeld, dahinter verschwamm alles in einem verschleiernden, finsteren Nebel.
Der Schneefall nahm ab und nur noch vereinzelte Flocken verirrten sich auf seine Jacke. Der Mann zog die Kapuze nach hinten und starrte ziellos in die finstere Winterlandschaft. Er war am Rande der Verzweiflung. Er musste einsehen, dass er sich verlaufen hatte. und dass er ohne Hilfe niemals den rettenden Zufahrtsweg finden würde, der ihn aus dem Moor führte.
Diese erschütternde Selbsterkenntnis ließ ihn erneut in Lethargie verfallen. Minutenlang stand er verloren in der Schneewüste und kämpfte mit den Tränen. Auf einmal schrie er wie von Sinnen um Hilfe. Immer wieder und wieder brüllte er verzweifelt, doch der Schnee dämpfte seine Rufe und ließ den Schall seiner Stimme nahezu verklingen. Der Mann war völlig aufgelöst und ließ sich auf die Knie fallen, die sich tief in den Schnee drückten. Seine Augen füllten sich erneut mit Tränen, die in den weißen Teppich tropften. Gedankenverloren schüttelte er immer wieder den Kopf und schimpfte über seinen Leichtsinn, der ihn das Leben kosten würde. Minuten später verstummte er, während sich sein Gehirn mit einer teilnahmslosen Leere füllte.
Plötzlich horchte er auf und riss seinen Kopf nach hinten. Was ist das für ein Geräusch gewesen? Der Wanderer richtete sich auf und drehte sich um. Er starrte in die Dunkelheit, konnte aber nichts Ungewöhnliches erkennen. Spielen mir meine Sinne einen Streich?
Doch dann hörte er erneut die seltsamen Geräusche. Wie versteinert fiel sein Blick in die Richtung, aus der er glaubte, die Laute vernommen zu haben. Was zum Teufel ist das?
Erneut lauschte er in das Dunkel vor ihm, dann glaubte er zu wissen, was es war. Ein tiefes Knurren drang zu ihm, das bedrohlich näherkam. Instinktiv bewegten sich seine Beine und er wich einige Meter zurück. Seine Gedanken überschlugen sich. Sein Verstand rebellierte gegen die Vorstellung von dem, was ihn dort aus der Dunkelheit belauerte. Die bedrohlichen Geräusche drangen immer näher zu ihm und unweigerlich formte sich ein Bild in seinem Hirn. Ein gefährlicher Hund, dachte er und versuchte, aufkeimende Panik zu unterdrücken. Unvermittelt verstummten die Laute, so als hätte er sich das alles nur eingebildet. Doch nur wenige Sekunden später hörte er, wie sich langsam etwas durch den tiefen Schnee auf ihn zu bewegte. Ein unkontrolliertes Zittern erfasste den Mann. Sein Herz schlug ihm fast bis zum Hals, ein kalter Schauer huschte über seinen Rücken und seine Nackenhaare richteten sich auf. Er stierte starr in die Finsternis vor ihm. Sein Körper war wie gelähmt.
Alle fremden Geräusche verstummten und nur sein schwerer Atem war zu hören. Eine gespenstische Kulisse umrahmte den Mann, der auf freiem Feld stand und in Angsttrance den Schleicher in der Finsternis fixierte.
Die dichte Wolkendecke riss für einem Moment auf und der silberne Vollmond warf ein fahles Licht auf die schneebedeckte Moorlandschaft – dann sah er es.
Der Wanderer war geschockt und fassungslos zugleich, als er für einen Augenblick die schattenhaften Umrisse eines Wesens erkannte, das sich nur wenige Meter vor ihm aufgebaut hatte. Binnen Sekunden setzte der wilde Fluchtinstinkt ein. Er wandte sich ab und rannte in Panik durch den hohen Schnee. Immer weiter und weiter preschte er über die Moorebene, doch die Schneehöhe verlangsamte seine Flucht und jeder Schritt war anstrengend und kräftezehrend. Der Flüchtende wandte seinen Kopf schnell zurück, um zu prüfen, ob er noch verfolgt wurde, und so bemerkte er den umgestürzten und mit Schnee bedeckten Baumstamm einer Birke nicht, der seinen Weg kreuzte. Er stolperte und verlor augenblicklich das Gleichgewicht, stürzte eine Bodensenke hinab, überschlug sich und fiel bäuchlings in den Schnee. Wild atmend und das Herz schwer gegen seinen Brustkorb hämmernd stemmte er seine behandschuhten Hände in den Schnee. Er versuchte sich aufzurichten, als er mit einem Mal eine bedrohliche Nähe hinter sich spürte. Er schluckt schwer, kalter Angstschweiß trat auf seine Stirn. Für einen Momernt schloss er die Augen und erwartet augenblicklich eine Attacke – aber nichts geschah.
Der Flüchtende fasste all seinen Mut zusammen, ging auf die Knie, ballte seine Fäuste und drehte den Kopf. Doch was er oben am Rand der Erhebung erblickte, ließ ihn am ganzen Körper erbeben. Er starrte entsetzt in die boshafte Fratze eines entsetzlichen Wesens.
Binnen Sekunden stürzte sich der Angreifer die Erhebung hinunter. Der Mann drehte sich um und versuchte, in Todespanik aufzustehen, doch es war zu spät. Das Wesen hatte sein Opfer bereits erreicht und rammte ihm unbarmherzig die blutrünstigen Zähne in den Nacken. Der Mann schrie gequält auf, während er hin und her geschleudert wurde. Warmes Blut schwappte aus der tiefen Bisswunde und färbte das Innenfutter der Kapuze dunkelrot. Der Schmerz war unerträglich und brannte wie Feuer. Der Angegriffene versuchte, sich aus dem tödlichen Griff zu lösen und warf seine Arme nach hinten, um den Angreifer zu packen, aber er griff ins Leere. Das brutale Wesen ließ von seinem Opfer ab und die Fangzähne lösten sich schmatzend aus dem Fleisch.
Der Wanderer befand sich wegen der wild pochenden Wunde am Rande der Bewusstlosigkeit, doch sein Überlebenswille war stärker und er begann, sich aufzurappeln. Dann nahm er einen widerwärtigen Geruch wahr. Es roch faulig und modrig. Er blickte hoch und erkannte ein enganliegendes, schwarzes Fell. Bevor er schreien konnte, bohrten sich messerscharfe Zähne in seinen Hals. Das Opfer japste nach Luft, Sekunden später wurde seine Kehle mit brachialer Gewalt herausgerissen. Ein nicht enden wollender Blutschwall schoss aus seiner Gurgel. Der gepeinigte Körper fiel in den weichen Schnee, der sich um den Torso herum dreckig blutrot färbte. Das Schlachtopfer zuckte noch kurz, als messerscharfe Klauen immer und immer wieder in den Körper schlugen. Als der Blutrausch verebbte, ließ das Wesen von seinem Opfer ab und verschwand in der eisigen Dunkelheit, aus der es gekommen war.
Die Wolkendecke schloss sich wieder und Schneefall setzte ein. Schon bald würde die grauenhafte Szenerie unter einer schützenden weißen Decke begraben sein.