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Christina Martin

Die Geschichte zweier Welten

Die Geschichte zweier Welten

»Kennst du das Gefühl, zu wissen, dass da draußen etwas Wunderschönes und Aufregendes auf dich wartet? Die Vögel sangen heute in einer besonderen Lautstärke, als würden sie mich rufen und sagen: ›Tabea, mach deine Augen auf! Es ist ein bezaubernder Tag.‹«

Tabea ist 25 Jahre alt und steht kurz davor, ihr Informatik-Studium zu beenden, als sie das geheimnisvolle und anfangs etwas furchteinflößende Lichtwesen Chirra in ihrem Badezimmer kennenlernt. Chirra stammt aus einer anderen Dimension und wird zu Tabeas ständiger Begleiterin auf ihrer Suche nach dem Sinn des Lebens, der Beschaffenheit des Bewusstseins und nicht zuletzt dem Wesen der Liebe …

Seiten: 158

Christina Martin

  • Spirit Rainbow VerlagSpirit Rainbow Verlag

ISBN:978-3-948108-72-4

Seiten: 158

Normaler Preis €15,00 EUR
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Christina Martin

Leseprobe

Es war ein ruhiger Montagmorgen und ich erkannte das dämmernde Morgenlicht des Winters. Es erschien ganz sanft zwischen meinen Gardinen, so als ob es mich noch nicht stören wollte. Ein Teil des Strahls erwischte meine linke Gesichtshälfte und ließ diese ganz warm werden. Kennst du das Gefühl zu wissen, dass da draußen etwas Wunderschönes und Aufregendes auf dich wartet? Die Vögel sangen heute in einer besonderen Lautstärke, als würden sie mich rufen und sagen:
»Tabea, mach deine Augen auf! Es ist ein bezaubern- der Tag.«
Ich verspürte einen warmen Druck in meiner Brust und sogar eine leichte Aufgeregtheit. Das Kribbeln in meinem Körper, ich konnte es kaum erwarten hinauszuschauen. Also entschloss ich mich dazu, mich aufzurappeln und meine Gardinen mit beiden Händen weit auseinanderzuziehen.
Da war sie nun, die Schönheit der Natur. Ich traute meinen Augen nicht – alles weiß. Wir hatten lange keinen Schnee mehr, zumindest nicht im Norden von Deutschland, dort, wo ich herkomme. Ich war wie versteinert von der Anmut der Außenwelt und wurde gar geblendet von den Sonnenstrahlen, die jede einzelne Schneeflocke so lebendig erstrahlen ließen. Meine Lippen bewegen sich zu einem Lächeln und ich entdeckte eine Vollkommenheit in mir, die ich noch nie zuvor er- lebt hatte. Was war das denn für ein Gefühl? Warum war ich so glücklich vom Nichtstun? Konnte es wirklich sein, dass das nur vom Schnee kam? Von der Sonne? Ich hörte meine eigene Stimme in meinem Kopf sagen:
»Also ganz ehrlich, Tabea, wenn du einen Schritt nach draußen wagst, wird es dir gleich anders ergehen. Es ist bestimmt ganz kalt und ungemütlich.« Nur dieser Ge- danke daran, wie es sich anfühlen könnte draußen zu sein, ließ mich diese Kälte spüren und ich zuckte sofort zusammen. Somit huschte ich schnell aus meinem Zimmer und ging ins warme Bad.
Auf dem Weg ins Badezimmer fiel mir wieder mein Traum ein, den ich letzte Nacht hatte, denn dieser er- schien mir so real. Träume können manchmal schon komisch sein. Ich wusste noch, dass ich in einem für mich erschaffenen Paradies auf Erden war. Umgeben von den hellsten und kräftigsten Farben, die die Welt noch nie gesehen hatte. Ich schien nur mit einem dünnen Stoff bekleidet zu sein und meine Haare waren ganz lang. Es kam mir wie ein Ort der Fülle vor und ich war sorgenfrei. Innerlich leicht. Nachdem ich meine Ortschaft ausgekundschaftet hatte und ein erholsames Bad im glasklaren blau- en See inmitten einer Berglandschaft genommen hatte, kamen andere Menschen zu mir und wollten mir etwas zeigen. An Gesprächsthemen oder Stimmlagen kann ich mich komischerweise nicht erinnern. Alles lief ohne die stimmliche Kommunikation ab. Da musste ich selber den Kopf schütteln, als das Gefühl der Liebe und Freude für diese Menschen in mir aufkam, denn im Traum fühlte es sich so an, als wären diese Menschen meine Familie gewesen. Sie hatten mich wohlbehütet aufgenommen. An weitere Bilder kann ich mich nicht mehr erinnern. Jetzt war ich endlich im Bad, aber immer noch nicht ganz auf der Erde angekommen. Etwas in mir war wie eröffnet worden. Ein innerliches Tor kam vor mein inneres Auge, es zeigte mir meinen wahren Kern. Dieses Gefühl ist schwer zu erklären oder zu beschreiben.
Ich schaute mich im Spiegel an. Was ich sah? Eine ganz hübsche junge Frau, die noch so viel zu erleben hatte. So vielen Möglichkeiten, die ihr bereitstanden. Aber wer war ich überhaupt?
Nun, ich war Tabea, 25 Jahre alt, fast fertig mit der Universität und einem Abschluss als Informatikerin. Zur Ergänzung, das hatte ich nur studieren müssen, weil meine Eltern beide dies verlangt haben. Ich war Einzelkind und lebte seit drei Jahren allein im Stadtzentrum. Derzeit arbeitete ich als Verkäuferin bei einem Second-Hand-La- den, um meine Wohnung finanzieren zu können. Ich arbeitete dort fünfmal die Woche, was deutlich an meinen Augenringen zu erkennen war. Danach musste ich lernen und hatte meistens keine Zeit mehr für Freunde oder Familie. Nun schaute ich mir ganz tief in die Augen. Wo war eigentlich jemals meine eigene Stimme und wo waren meine eigenen Wünsche verborgen? Hatte ich denn überhaupt eigene Wünsche? Ich hatte mich nie gefragt, was ich mit meinem Leben anfangen wollte und welche Dinge mir persönlich lagen und wichtig erscheinen könnten. Somit war mir klar, dass ich bis jetzt ein Leben geführt hatte, das gar nicht von mir selbst bestimmt war, geschweige denn geschrieben wurde. Fing ich jetzt schon an, in meinen Träumen in ein Paradies zu entfliehen, in dem ich das Leben genießen konnte? Ich hatte so oft gelesen, dass wir hier in einem Theaterstück spielen und unsere eigenen Schauspieler sind, jedoch erkannte ich meine Rolle nicht und meinen Filmtitel hatte ich mir auch noch nicht ausgesucht. Irgendetwas lief doch falsch hier, es konnte doch nicht sein, dass das, was wir alle hier tun, das wahre Leben war! Ich würde mich als eine sehr abenteuerlustige, zielstrebige, offenherzige und liebevolle Person beschreiben, und doch stand das Glück nicht so auf meiner Seite. Als ob ich fehlgeleitet wurde oder gar eine unsichtbare Fliege vor meiner Nase hätte, die mich störend davon ablenkte, meinen Weg zu erkennen. Ich schaute mich immer noch im Spiegel an. So langsam wurde es komisch und ich fühlte mich eigenartig, mich so lange anzusehen. Ich hatte mich noch nie so lange selber betrachtet. Meine Augen hatten eine sehr eigene Form, die mir so noch nie aufgefallen war, sich jedoch beim näheren Anblick als sehr schön erweisen. Da fragte ich mich beim Näherkommen stirnrunzelnd:
»Ist da jemand hinter diesem Gesicht und Körper, und wenn ja, wer bist du?«