Home | | Nilah Taro und der schwarze Flügel
Zu Produktinformationen springen
1 von 1

Ines Vitouladitis

Nilah Taro und der schwarze Flügel

Nilah Taro und der schwarze Flügel

»Und ihr fliegt, fliegt über den Schattenwald, fliegt über den Ozean, fliegt unter einem Himmel aus tausend Sternen.«

Verborgen vor den Augen der Menschen leben die Antari, die über magische Begabungen verfügen. Nilah, die sich nie für etwas Besonderes gehalten hat, soll eine von ihnen werden. Als sie mit acht anderen jungen Erwachsenen zur Akademie »Der Schwarze Flügel« verschleppt wird, muss sie sich entscheiden: Will sie ihr unbedeutendes, kaputtes Leben zurückhaben oder will sie endlich einen Unterschied machen können? Gerade ihr Mentor Flynn lässt sie immer wieder zweifeln. Doch nicht nur ihre eigenen Gefühle scheinen unklar zu sein.

Als ein dunkler Schatten die Akademie bedroht, steht für Nilah plötzlich alles auf dem Spiel …

Seiten: 220

Ines Vitouladitis

ISBN:978-3-96964-002-9

Seiten: 220

Normaler Preis €14,80 EUR
Normaler Preis Verkaufspreis €14,80 EUR
Sale Ausverkauft
inkl. MwSt.
Stil
Vollständige Details anzeigen
Ines Vitouladitis Bücher und E-Books bei Booksender

Ines Vitouladitis

Ines Vitouladitis, geboren 1987, entdeckte schon in frühster Kindheit ihre Liebe zum Schreiben. Als Teil der Jungautorengruppe »Die Stifthelden« lassen sich ihre kreativen Werke bereits in der Lyrikanthologie »Traumweltenbummler – Am Ufer der Gedanken« (Lerato-Verlag, 2007) und in der Prosa-Anthologie »Bis der Morgen graut« (Lerato-Verlag, 2008) finden. Die wahre Leidenschaft der Kinderpflegerin entfacht jedoch die Fantasy-Literatur.
Nach ihrem Debütroman »Nilah Taro und der Schwarze Flügel« erschafft die Autorin mit dem zweiten Band der Romantasy-Trilogie eine dramatische Liebesgeschichte voller Spannung und Weltschmerz.

Leseprobe

Alles begann mit einem kleinen Jungen, der vor vielen Jahren an einem weit entfernten Ort lebte. Er war ein besonderer kleiner Junge, mutig und tapfer, und weiser als viele andere, die ihr Leben schon viel länger lebten. Sein Haar war rot, sein Herz groß, und sein Name war Flynn Gideon.
Flynn lebte am Ende des Schattenwaldes, weit hinter den sieben Inseln und nahe den Klippen von Tenebris, wo nie zuvor ein Mensch gewesen war. Sein Zuhause war eine Höhle, die Wände aus Stein, der Boden hart und kalt und ohne eine Menschenseele weit und breit. Es gab nur ihn, seine Mutter und all die wunderbaren Geschichten, die sie ihm erzählte. Geschichten von einer fernen Welt, von Helden und Bösewichten, Städten und Wäldern, Liebe, Kriegen und Menschen. Flynn konnte gar nicht genug bekommen von ihnen. Und während er lauschte, versuchte er, sich jedes Wort, das sie sagte, und jedes Detail im Gesicht seiner Mutter einzuprägen, um es in der Nacht noch vor sich sehen zu können. Vielleicht würde es gegen die Albträume helfen, die ihn dann und wann heimsuchten.
Er dachte dann gerne an ihr braunes Haar, das in samtigen Wellen über ihre Schulter fiel. Ihre Lachfalten und ihre vielen Sommersprossen, die jeden Winter ver­schwanden und treu im Sommer zurückkehrten wie Zug­vögel nach einer langen Reise durch die Welt. Ihre zarten, schmalen Hände, mit denen sie ihm so liebevoll über das Haar strich. Die sattgrünen Augen und ihre Flügel, so markant und mächtig wie die Schwingen eines Adlers.
»Und wenn die beiden nicht gestorben sind, dann flie­gen sie noch heute mit den Sternschnuppen um die Wet­te.« Runa beugte sich über ihren Sohn und drückte ihm einen Kuss auf den Kopf. »Schlaf jetzt, mein Füchslein. Der Mond ist schon aufgegangen, um dir Gesellschaft zu leisten.«
Flynn seufzte.
»Das ist meine Lieblingsgeschichte!«
»Eines Tages wird es deine Geschichte sein.« Seine Mutter stupste ihm mit dem Finger auf die Nasenspit­ze, deckte ihn zu und legte sich neben ihn, ganz dicht, nah und warm. »Du wirst ein Mädchen finden, das so ist wie du, Flynn. Und wenn deine Flügel stark genug sind, dann fliegst du mit ihr durch die Nacht. Und ihr fliegt, fliegt über den Schattenwald, fliegt über den Oze­an, fliegt unter einem Himmel aus tausend Sternen.«
Sie nahm seine Arme und breitete sie aus wie Flü­gel, denn echte Flügel hatte er natürlich noch nicht. Erst wenn er zum Mann werden würde, würden sie wachsen. Flynn lachte.
»Und woher weiß ich, dass sie es ist?« Er schob die Decke beiseite und richtete sich auf. »Das Mädchen aus der Geschichte. Aus meiner Geschichte. Wo werde ich sie finden? Woran werde ich sie erkennen?«
Runa schwieg eine Weile – und dann, als er schon nicht mehr daran geglaubt hatte, dass sie ihm antworten würde, sagte sie leise und voller Bedacht: »Wenn du in ihre Augen blickst, dann wirst du es wissen.«
»Und wir werden über den Schattenwald fliegen?«
»Das werdet ihr.«
»Und über den ganzen Ozean?«
»Oh, und wie ihr das werdet!«
»Und unter einem Himmel aus tausend Sternen?«
»Und unter einem Himmel aus tausend Sternen.« Sanft zog sie den Jungen zurück in ihre Arme. »Und die Menschen werden sich deine Abenteuer erzählen. Die Abenteuer des Flynn Gideon. Und wann werden sie das tun, mein Füchslein?«
»Wenn sie dazu bereit sind, Mutter.« Flynn gähnte. Gerade wollte er sich auf die Seite drehen und die Augen schließen, als ihn ein Geräusch auf horchen ließ. Flynns Ohren, hochsensibel durch das Aufwachsen und Leben in der Stille jener Höhle, vernahmen einen leisen, schar­renden Atemzug.
»Mutter, was –«, setzte er an, doch sie unterbrach ihn, indem sie ihm fahrig den Mund zuhielt. Flynn erschrak beinahe zu Tode. So grob hatte sie ihn nie zuvor berührt. Mit vor Schreck geweiteten Augen wandte er sich ihr zu. Kerzengerade saß sie da, wie eingefroren in ihrer Bewe­gung. Er folgte ihrem Blick, der starr auf den Höhlenein­gang gerichtet war, und für den Bruchteil einer Sekunde schien sein Herz auszusetzen.
Wenige Meter von ihnen entfernt, dort, wo das Mondlicht in ihr Zuhause flutete, stand eine Gestalt von kräftiger Statur, mit breiten Schultern und schnauben­der Atmung. Sie war sicher einen ganzen Kopf größer als seine Mutter und wahrscheinlich auch mindestens doppelt so schwer. Flynn hatte nie zuvor einen gesehen, doch aus den Geschichten seiner Mutter konnte er er­ahnen, dass es sich bei der Gestalt um einen Mann han­delte. Vermutlich um einen menschlichen, denn Flügel hatte er keine.
»Was willst du hier?« Seine Mutter hatte endlich ihre Stimme wiedergefunden, aber sie klang fremd. Heiser und zittrig. Flynn wusste nicht, was ihm mehr Angst be­reitete – der unheimliche Fremde, der sich bisher weder geregt noch gesprochen hatte, oder die Reaktion seiner Mutter, die er immer für furchtlos und unerschrocken gehalten hatte.
Langsam, ganz langsam erhob sie sich und stellte sich schützend vor ihren Sohn. Als sie wieder zu sprechen begann, hatte sie die Stimme einer Kriegerin. Ebenfalls fremd für Flynn, aber mutiger und lauter als vorhin, und irgendwie beruhigte ihn das ein wenig.
»Vico Ambrosius, ich habe dich gefragt, was du hier willst!«, wiederholte sie voller Wut. »Verschwinde von hier, wenn dir dein jämmerliches Leben lieb ist!«