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Ute Mainz

Steling | Wespennest

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Im zweiten Teil des Eifelkrimis von Ute Mainz geht es um den Fund einer Leiche einer jungen Frau im Hohen Venn, was Kommissar Steffens und sein Assistent Kirchfink aus Monschau auf den Plan ruft. Die Obduktion liefert mehr Fragen als Antworten, aber die Ermittler verfolgen Spuren, die sie in lokale Jägerkreise und ins Kölner Rotlichtmilieu führen.

Die Situation wird noch komplizierter, als eine Freundin des Opfers spurlos verschwindet und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Während der Ermittlungen kehrt Steffens an seine alte Wirkungsstätte in Köln zurück und verfolgt bald ganz persönliche Ziele.

Dieser Eifelkrimi von Ute Mainz verspricht Spannung und eine komplexe Handlung, die sowohl lokale Kreise als auch die Großstadt miteinbezieht. Leserinnen und Leser, die gerne Krimis lesen und ein Faible für die Eifelregion haben, werden hier sicher auf ihre Kosten kommen.

Seiten: 206

Ute Mainz

ISBN:978-3-96123-069-3

Seiten: 206

Normaler Preis €15,00 EUR
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Ute Mainz

Ute Mainz wohnt seit über sechzig Jahren mit ihrer Familie in der Nordeifel und fühlt sich mit diesem Landstrich und den hier lebenden Menschen eng verbunden. Das spürt man auch in ihren unterhaltsamen Kriminalgeschichten, denn sie lässt die Leserinnen und Leser an den lokalen Besonderheiten teilhaben, die diesen manchmal etwas rauen Landstrich so liebenswert machen. Gemeinsam mit Dirk Neuß und Stefan Herbst von EifelDrei.TV entwickelte sie die Krimi-Reihe »Steling«, deren erster Band nun im Eifeler Literaturverlag erscheint.

Leseprobe

Ihre Handgelenke schmerzten. Die junge Frau wurde brutal gezogen. Sie strauchelte mehr als sie lief und folgte ihrem Gegenüber gezwungenermaßen zum Auto, das dort am Waldrand schon zu warten schien. Dabei versuchte sie krampfhaft, nicht zu stürzen. Sie stöhnte leise. Selbst als das linke Handgelenk kurz los- gelassen wurde, damit die Beifahrertür geöffnet wer- den konnte, hatte sie keine Chance, sich zu befreien.
Schier unmenschliche Kräfte schleuderten sie auf den Beifahrersitz und im selben Moment legte sich eine Hand auf ihre Kehle und drückte zu.
»Du bist gut beraten, jetzt das zu tun, was ich von dir will!«, zischte die Stimme ihres Gegenübers, das Gesicht gefährlich nah über sie gebeugt. Dabei wurde der Schmerz am Kehlkopf immer stärker.
Instinktiv versuchte die Frau, sich zur Wehr zu setzen, rutschte fast in den Fußraum und schlug mit dem Kopf hin und her. Aber die fremde Hand an ihrem Hals ließ sich nicht abschütteln. Im Gegenteil, ihr Druck wurde immer intensiver. Gurgelnde Geräusche verließen unartikuliert den Mund der jungen Frau.
Dann plötzlich ließ das Gewicht auf ihrem Hals doch nach. Die Frau versuchte zu schlucken, während Tränen der Verzweiflung über ihr Gesicht rannen. Sie atmete schwer. Sie hatte unglaubliche Angst.
Als sich dann die Fahrertür öffnete, um den Sitz hinter dem Lenkrad zu besetzen, hatte sie dennoch kurz Gelegenheit, ihren Blick in den Fond des Autos zu werfen.
Die junge Frau erschrak abermals, als sie das Gewehr auf dem Rücksitz registrierte. Wie gelähmt verharrte sie und beobachtete, wie der Wagen gestartet wurde und das Waldstück in Richtung Bundesstraße verließ.

Sie traute sich nicht, etwas zu sagen. Stattdessen kämpfte sie gegen die Unmengen von Speichel auf ihrer Zunge und die aufkommende Übelkeit. Dabei versuchte sie, ihre Gedanken zu ordnen und das Risiko einer Flucht gegen die Möglichkeit einer kampflosen Entlassung aus dieser Situation abzuwägen. Es klappte nicht, sie konnte keinen rationalen Gedanken fassen.
»Ich muss mal!«, war das einzige, was sie mit krächzender Stimme hervorbrachte. Die eben erlebte Malträtierung ihres Kehlkopfes schmerzte noch immer nach. Der Schock saß tief.
Es kam keine Antwort von der Fahrerseite. Der Wagen hatte mittlerweile die Abzweigung zum Hatzevenn erreicht und bog dort ab. Viel zu schnell raste er über die Straße, vorbei an Wiesen, Wirtschaftswegen und nicht zuletzt auch an der Ravelroute und durch den beschaulichen Ort Mützenich.
Die junge Frau versuchte es erneut.
Statt einer Antwort hielt der Wagen abrupt an.
»Dann hau doch ab!« Mit kreischender Stimme vom Fahrersitz aus wurde die junge Frau völlig unvorbereitet durch die plötzlich geöffnete Beifahrertür aus dem Wagen gestoßen. Sie hatte Glück, sie landete auf allen Vieren, schnellte hoch und rannte los. Ihre Augen gewöhnten sich rasch an die aufkommende Dunkelheit außerhalb des Lichtkegels der Autoscheinwerfer. Im Augenwinkel hatte sie noch gesehen, dass eine Gestalt, einem Schatten gleich, ebenfalls das Fahrzeug verlassen hatte, und einen auf- fallend langen Gegenstand in der Hand hielt.
»Das Gewehr!«, durchfuhr es die junge Frau.
Der Druck auf die Blase war vergessen, sie lief schnell und erreichte die offene Landschaft des Hohen Venn. Hier gab es keinen Wald, nur wenige Moorbirken und üppiges Pfeifengras beherrschten an dieser Stelle des Hochmoores die Vegetation. Es gab für die Flüchtende keine Möglichkeit, sich irgendwo zu verstecken.

Das Atmen fiel ihr jetzt immer schwerer. Brennen- de Seitenstiche brachten sie an den Rand einer Ohnmacht, aber eben nur an den Rand, wäre da nicht die- se wahnsinnige Angst, die ihr schier unmenschliche Kräfte verlieh, sie weitertrieb, um dieser Situation zu entkommen. Über ihr zogen drei Rotmilane ihre majestätischen Runden.
Für dieses im Hohen Venn nicht unübliche Schau- spiel hatte die junge Frau keinen Blick mehr. Sie starrte stur geradeaus. Das Gehör hatte sich auf die menschlichen Geräusche, die sie hinter sich wahrnehmen konnte, fokussiert. Aber immer, wenn sie sich zu sehr auf das näherkommende, stoßweise Atmen konzentrierte, wurde ihr Lauf langsamer. Es war schier unmöglich, in der sich immer mehr verdichtenden Dunkelheit den Weg durch das Hochmoor zu finden, ohne in den dunklen Sumpf abzudriften.
Schon längst hatte sie die sicheren Holzstege verlassen, weil sie glaubte, so ihrem Verfolger nicht durch das dumpfe »Klock, Klock« ihre Position zu verraten. Die junge Frau lief dicht neben diesen Brücken, die tags- über den Wanderern eine sichere Überquerung dieser einzigartigen Moorlandschaft ermöglichen.
Die seltenen Pflanzen bereiteten sich auf eine ruhige Nacht vor, fast so, als wollten sie der Flüchtenden ihre Gleichgültigkeit für menschliche Probleme demonstrieren, aber nicht nur das, sie zerkratzten zusätzlich auch noch die Schienbeine und Waden der jungen Frau, deren Sneakers eine undefinierbare Schlammfarbe an- genommen hatten und durch die eindringende Feuchtigkeit immer schwerer wurden.
Täuschte sie sich, oder waren die Geräusche hinter ihr verstummt? Wurde sie eventuell doch nicht länger verfolgt?
Sie begann aufzugeben, ihre Sinne benebelten sich zunehmend, das Atmen wurde immer schmerzhafter, die Meniskusverletzung, die sie sich letztes Jahr beim
Skifahren am »Weißen Stein« in der Eifel zugezogen hatte, machte sich gnadenlos bemerkbar, und sie hatte nicht mehr die Kraft, das alles länger zu ignorieren. Ihr Gehirn folgte den biologischen Gesetzen der Hyperventilation. Plötzlich, genau in dem Augenblick, als sie nur noch grelle Rot- und Blautöne, gepaart mit weißen Blitzen vor ihren Augen sah, hallte ein Schuss durch die eigentlich friedliche, späte Abendstimmung dieses Naturschutzgebietes. Aufgeschreckt verließen die drei Milane ihre Flugbahnen und einige Gelbhalsmäuse schlüpften flink in ihre Bauten zurück.
Die junge Frau fiel ungebremst nach vorne. Sie blieb bäuchlings mit dem Gesicht im Schlamm liegen. Schwer zu sagen, ob sie den letzten Schuss noch gehört hatte.
Nebel machte sich über der Hochmoorlandschaft breit, die tierischen Bewohner hatten noch kein Inter- esse an der Leiche, sondern lebten wie schon seit Jahr- hunderten ihren eigenen Rhythmus der Nacht in den Weiten des Hohen Venn.