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Ute Mainz

Steling | Wolfsgeheul

Steling | Wolfsgeheul

In der Nordeifel ist das Geheul groß: Mehrere Wolfsrudel treiben rund um Mützenich ihr Unwesen und rufen immer wieder die Gegner der Wiederansiedlung des bedrohten Raubtiers in der Region auf den Plan. Nachdem eine Bürgerversammlung zu diesem heiklen Thema völlig aus dem Ruder gelaufen ist, wird auch noch der wichtigste Befürworter der Eingliederung der Wölfe ermordet – für Kommissar Steffens scheint der Fall zunächst klar.

Doch ist der Mörder wirklich im Kreis der wütenden Wolfsgegner zu suchen oder spielen noch ganz andere Motive eine Rolle? Als die heimischen Imker die Diskussion aufgreifen und die Einschleppung der Asiatischen Hornisse zum öffentlichen Thema machen, befürchtet Steffens gar eine bizarre Form der Selbstjustiz. Kann er einen weiteren Mord verhindern? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Seiten: 200

Ute Mainz

ISBN:978-3-96123-091-4

Seiten: 200

Normaler Preis €15,00 EUR
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Ute Mainz

Ute Mainz wohnt seit über sechzig Jahren mit ihrer Familie in der Nordeifel und fühlt sich mit diesem Landstrich und den hier lebenden Menschen eng verbunden. Das spürt man auch in ihren unterhaltsamen Kriminalgeschichten, denn sie lässt die Leserinnen und Leser an den lokalen Besonderheiten teilhaben, die diesen manchmal etwas rauen Landstrich so liebenswert machen. Gemeinsam mit Dirk Neuß und Stefan Herbst von EifelDrei.TV entwickelte sie die Krimi-Reihe »Steling«, deren erster Band nun im Eifeler Literaturverlag erscheint.

Leseprobe

»Kalle, komm!« Mit diesen Worten forderte Kommissar Steffens seinen sehr groß geratenen Podenco-Rüden auf, sich anleinen zu lassen. Er hätte als ehemals eingefleischter Hundeignorant nie gedacht, dass er sich einmal so sehr in einen Vierbeiner verlieben würde. Während der Ermittlungen zu seinem letzten Mordfall in Mützenich war er aber plötzlich vor die Wahl ge- stellt worden, diesen stolzen, braunweiß gezeichnete schlanken Hund mit den proportional viel zu großen Ohren zu sich zu nehmen oder ihn zu vergessen. Ehrlicherweise musste Steffens heute zugeben, dass nicht er, sondern Kalle selbst diese Entscheidung getroffen hatte, indem er dem Kommissar nicht mehr von der Seite gewichen war. Schließlich hatte der etwa zweijährige Hund aus einem Rettungslager auf Mallorca den Um- weg über Roetgen gemacht und letztendlich Steffens' Herz gewonnen. Nachdem seine Besitzerin in Roetgen nach einem Sturz nicht mehr in der Lage gewesen war, artgerecht für Kalle zu sorgen, hatte der Hund dauerhaft beim Kommissar einziehen dürfen.
Steffens hatte sich gerade eine neue Wohnung in Monschau ausgesucht, in der dann auch Kalle sein end- gültiges Quartier beziehen durfte. Seitdem waren die beiden »frauenlosen Herren« ein gutes Team bei der Bewerkstelligung des Alltags. Steffens nannte es liebe- voll seine Männer-WG.
So wie jeden Morgen verließen Herr und Hund die gemeinsamen vier Wände, gingen zum Auto und fuhren bergauf nach Mützenich, um dort einen frühen Spaziergang hoch zum Steling zu machen. Von der tollen Aussicht hatte zwar nur der Kommissar etwas, aber Kalle liebte es, den Kaninchenspuren zu folgen. Er lief gerne schnell und ausdauernd. Genau diese Veranlagung kam dem ehemaligen Leistungssportler Steffens sehr entgegen. Der Kommissar konnte stundenlang mit Kalle durch die Wälder streifen. Das Gebiet rund um den Steling bot viele Möglichkeiten, sich auszutoben, vorausgesetzt, man respektierte die Wildruhezonen und beugte sich dem Leinenzwang in Belgien. Denn hier verlief die Grenze durch den Wald, auf dem höchsten Punkt der Städteregion Aachen, fließend und für einen Spaziergänger somit völlig unsichtbar.
Ebenso liebte der Vierbeiner nach dem Frühsport seinen von oberster Behörde gebilligten Platz neben dem Schreibtisch im Büro des Polizeipräsidiums in Monschau. In der gemütlichen Koje wartete der Hund geduldig auf die Pausen, wenn Steffens alleine oder in Begleitung seines Assistenten Kirchfink oder auch der beiden Streifenpolizisten, Basti Schreiber und Paul Kreitz eine kleine Kurve durch die mittelalterliche, von Fachwerkhäusern und Blausteinpflaster geprägte Stadt drehte. Meistens fiel für den freundlichen Kalle ein besonderes Leckerchen ab, während die beide Ermittler und die Polizisten einen Imbiss zu sich nahmen.
Noch besser waren allerdings die Stopps beim Konsum in Mützenich. Huberta, die Leiterin des kleine Lädchens, in dem man alles für den täglichen Gebrauch kaufen konnte, hatte sich als ambitionierte Geschäfts- frau entpuppt und schnell verstanden, welch lukratives Zusatzgeschäft die Fürsorge der Tierhalter für ihre Vierbeiner in sich barg. Und so hatte sie ihr Sortiment erfolgreich aufgestockt.
Es war noch früh, als Steffens und Kalle an diesem spätsommerlichen Tag zügig dem Sonnenaufgang entgegengingen. Schon von Weitem hörten sie das entspannte, leise Graszupfen der Schafherde, die seit dem Vortag friedlich auf der großen Wiese unterhalb der Aussichtsbank graste. Auch das zufriedene Mäh der ruhigen Wiederkäuer drang bis zu ihnen hinüber. Kalle spitzte die Ohren. Die Herde wurde von einigen Ziegen, drei Hunden, aber auch von fünf Eseln begleitet. Bis auf die Hunde waren alle Tiere damit beschäftigt, ihren unerbittlichen Hunger zu stillen. Einer Darstellung im Bilderbuch gleich, lehnte der Schäfer mit dem Rücken an einem Baum und schien unter der ausladenden Krempe seines Hutes zu meditieren. Steffens musste unweigerlich grinsen, als er sich vorstellte, dass der Schäfer gleich, vom Schlaf übermannt, zur Seite kippen würde, weil er zu viele Schäfchen gezählt hatte.
Kalles Schnauze war aufmerksam in den Wind gerichtet. Die überaus bewegliche schwarze Nase fand keine Ruhe und pendelte ohne Unterlass wie eine aus dem Ruder gelaufene Kompassnadel in alle Richtungen.
Der Kommissar leinte ihn an und gab dem Hund so zu verstehen, bei ihm zu bleiben.
»Guten Morgen!«, begrüßte Steffens den Schäfer.
»Jetzt auch Esel zusätzlich zu der großen Schafsherde?«, fragte er.
»Ja, tatsächlich. Ich möchte ja nicht die Aufgabe der Hütehunde schmälern«, erklärte der Schäfer bereit- willig, während er schon fast liebevoll auf seine klei- ne Hundemeute zeigte, die emsig besorgt die Herde immer wieder umrundete, »aber die Esel verrichten im Gegensatz dazu einen Alarmdienst. Wenn die einen Wolf hören, schreien sie so laut, dass alle gewarnt sind, und der Wolf meistens wegläuft. Außerdem kosten die Esel viel weniger. Man spart die Hundesteuer und muss kein zusätzliches Futter bezahlen. Schließlich ernähren die sich von dem selben Zeug wie die Schafe, die sie beschützen sollen. Außerdem leben sie viel länger als ihre Hundekollegen. Lamas sind auch nicht schlecht. Sie attackieren den Wolf mutig mit schnellen, schmerzhaften Tritten ihrer Vorderbeine und spucken zusätzlich mit Karacho Speisereste gegen den Feind. Aber soweit bin ich noch nicht. Ich fange mal langsam mit den Eseln an.«